Author: unknown
"Nächte
des Grauens" ist noch untertrieben. Am Tage durchaus abgeklärte,
zupackende und moderne Frauen mutieren angesichts von Federkern und Daune
ausnahmslos zu verwöhnten, lebensuntüchtigen, egoistischen Zicken. Wie ich
jetzt an einigen Beispielen schlüssig beweisen werde.
Beginnen
wir mit dem unerfreulichen Thema "Mücken". Vorweg muß ich sagen, daß
ich im Sommer grundsätzlich ganz gern neben einer Frau liege, weil ich dann von
Stechmücken verschont bleibe. Die stürzen sich immer auf meine Partnerin. Das
ist bitter, tut mir persönlich auch wirklich leid, ist aber noch lange kein
Grund, mich grob wachzujammern: "Ich bin völlig zerstochen". Mit
einer Stimme, die im Grenzbereich zwischen Hysterie und Nervenzusammenbruch
moduliert. Der Auftrag an mich, dem männlichen "Sicherheitsbeamten",
ist klar: "Steh auf und geh Mücken jagen". Ich weiß nicht, warum
Frauen selbst keine Mücken jagen. Warum sie im Bett liegend den Späher machen,
auf schwarze Punkte an der Decke deuten und "Da!" rufen. Ich weiß vor
allem nicht, weshalb ich immer wieder gähnend, mit zerzaustem Haar und einer
zusammengerollten Zeitung auf der Matratze stehe und auf Zuruf Tiere totschlage.
Sex... am liebsten in der Löffelchen-Stellung. Ich
liebe diese Schlafposition, weil sie mich in dem Grundvertrauen in die
Richtigkeit meines Daseins bestärkt. Nun gibt es aber zahlreiche Frauen, die
sich anfangs sehr anschmiegsam geben und leidenschaftlich "löffeln",
sich aber, wenn es um die endgültige Schlafposition geht, als sehr hartleibig
erweisen. Sie stoßen sich mit der einen Hand von mir los, ergreifen mit der
anderen Hand die eigene Bettdecke und verteidigen dieses Refugium mit
erbitterter Gegenwehr. Und ich muß geduldig warten, bis die Meine-Decke-gehört-mir-Autistin
endlich in den Schlaf gesunken ist und ich beginnen kann, vorsichtig robbend,
verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Wenn ich dann, nunmehr halbherzig löffelnd,
in tiefen Schlaf gesunken bin, kommt häufig schnell die nächste Gemeinheit.
Ein brutaler Stoß, meist mit dem
Ellbogen ausgeführt, trifft mich in die Seite. Ich schrecke hoch und höre eine
schneidende Stimme: "Du schnarchst!". So was würde ich nie tun. Ich
finde es bezaubernd, wenn sie im Schlaf redet oder ein bißchen vor sich hin
blubbert. Nie würde ich mit dem Ellbogen stoßen. Aber Frauen ist es ja egal,
ob man frühmorgens einen wichtigen Termin hat. Nach der Tat sinken sie umgehend
wieder in den Tiefschlaf, und ich liege mit tellergroßen Augen in der
Dunkelheit und finde keine Ruhe.
Grauenhaft ist auch eine andere Variante der körperlichen
Attacke. Da liegt man wohlig unter seiner Decke und ist am Wegnicken und dann
kommen sie: kalt, eiskalt. Gefrorene Frauenfüße schieben sich langsam und
unaufhaltsam zwischen die männlichen Schenkel. Dort sollen sie gewärmt werden.
Der Mann zuckt zurück, windet sich, versucht die Flucht, aber die weichen
Gletscher unter der Decke sind stärker. Alle Frauen haben kalte Füße! Alle!
Und sie kennen kein Erbarmen. Stumm, aber fordernd kommen sie in der Nacht
gekrochen und saugen Körperwärme im Gigawatt-Bereich ab. Schrecklich!
Manchmal geben sie aber auch dann keine Ruhe, wenn
man ihre Permafrost-Füße enteist, das Schnarchen eingestellt und dem Löffeln
entsagt hat. Denn dann haben sie was gehört. "Da ist doch jemand",
raunen sie, "Da hat doch was geknackt" oder "Hörst du diese
komischen Geräusche?" Die Botschaft ist erneut glasklar: Mann, pack dir
einen hölzernen Kleiderbügel oder sonst eine behelfsmäßige Waffe, wag dich
in die dunkle Wohnung und vertreib den Einbrecher, so du einen findest. Klar, daß
jeder Mann dem tiefverwurzelten Instinkt zum Schutze der Sippe folgt und in
Socken und Unterhosen wie ein Depp im Dunklen umherstolpert. Um dann frierend
und unverrichteter Dinge wieder zur (natürlich tiefschlafenden) Partnerin zurückzukehren.
Wer meint, mit dem Morgengrauen sei der Ärger
ausgestanden, irrt! Wie in einem Horrorfilm, der scheinbar seinen gruseligen Höhepunkt
erreicht hat und dann noch mal entsetzlich zuschlägt: Die Rede ist von
unterschiedlichen Schlaf- und Wachrhythmen. Ich arbeite eben bis in die frühen
Morgenstunden und stehe folgerichtig nicht gerade mit den Hühnern auf. Kein
Problem für den Alleinschläfer. Was aber soll ich mit einer Frau machen, die
morgens um sieben kerzengerade nachfedernd im Bett sitzt, Langeweile hat, sich
laut und vernehmlich reckt, gähnt, räuspert, aufdringlichen Körperkontakt
sucht und am Ende gar flüssige Konversation fordert? Nachdem ich blutsaugende
Insekten zur Strecke brachte, zum Dank dafür Ellbogen-Checks kassierte und
unter die eigene kalte Bettdecke verbannt wurde.
Nach all dem reichte es mir irgendwann. Und zwar
richtig. Eines frühen Morgens wurde ich durch die Frage: "Kannst du auch
nicht mehr schlafen?" geweckt und herrschte die Frau neben mir rüde an:
"Halt die Klappe und mach Frühstück!" Kurz danach fiel die Wohnungstür
krachend ins Schloß, und ich mußte mir das Frühstück selbst machen. Gibt es
keine Hoffnung?
Doch,
die gibt es!!! Ich habe - nun ja - jemanden kennengelernt. Und die ist anders!
Sie ist anschmiegsam und kuschelt exzessiv. Ich darf in ihrer und Gegenwart
ausgiebig schnarchen. Wenn sie Geräusche hört, schaut sie selber nach dem
Rechten. Mücken bringt sie mit geschickten Schlägen eigenhändig zur Strecke,
und sie hat niemals kalte Füße. Gut, sie ist vielleicht ein bißchen
verspielt.
Aber
welche Katze ist das nicht?