-- PUSHKINS WORLD --
Author: unknown
 

Der Internet-Krieg

Juni 1996
Vor allem Privatsender und Printmedien erkennen die aufkommende Gefahr alternativer Kommunikationsformen und kaempfen mit verschaerften Mitteln um den Erhalt der einseitigen Kommunkation (one way). Der Name "Internet" darf laut einer inoffiziellen Absprache der Medienbetreiber nur in Zusammenhang mit "Kinderpornografie" oder "Neonazi" gesendet/gedruckt werden. Alle Anfragen um ein Interview mit einem der Intendanten/Verleger wurden von der neu gegruendeten Vereinigung RAT und deren Tochter SPISTE abgelehnt.

Juli 1996
RAT beauftragt diverse Statistikfirmen im hinteren Orient und gibt in einer farbenfrohen, reisserischen, senderuebergreifenden Nachrichtenshow bekannt: 45% Internetnutzer muessten Neonazis sein, 55% ...Kinderschaender, 80% ...beides! Der erste und einzigste Anrufer, Robert S. (Name geaendert), konnte vor seiner Verhaftung noch seiner Verwunderung ueber demnach 10 Millionen hakenkreuzschwingende Kinderschaender Ausdruck verleihen, bevor ihn das BNZD-Einsatzkommando in einer atemberaubend schnellen Aktion noch am Telefon ueberwaeltigte. Einsatzleiter Gerd Dau dazu: "Vom Rueckverfolgen des Telefonanrufs bis zur Verhaftung haben wir 18 Sekunden gebraucht. Bei uns hat keiner eine Chance..."

August 1996
Deutschland legt die Daumenschrauben fuer inlaendische Provider an, der gesamte Datenverkehr muss von sicherheitsueberprueftem Personal vor der Weitergabe an Firmen und Endkunden gesichtet und selektiert werden. Jede Nachricht (sog. News und Mail) die dem ersten Augenschein nach, illegale oder moralisch anstossende Inhalte hat, muss sofort dem neu geschaffenen BNZD (BundesNachrichtenZensurDienst) weitergeleitet werden, der wiederum binnen 96 Stunden ueber den weiteren Verbleib entscheidet. Der BNZD ist wiederum zur Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehoerden gehalten.

November 1996
Einige langjaehrige Netzbenutzer holen zum Gegenschlag aus. In einer von langer Hand geplanten Aktion - innerhalb eines Verbundes der von staatlicher Seite nicht mehr so akribisch ueberwachten "Nickelnetze" - wurde das Tun der Printmedien aufgedeckt: In 53% aller Druckwerke (Von "Bild" Bibel) werden "nakte Tatsachen" dem unbedarften Leser praesentiert. Vielfach koenne der ungeuebte Laie von aussen gar nicht erkennen, das im Laufe des Inhaltes ploetzlich und unerwartet "anstoessige" Woerter, ein nackter Busen oder gar schlimmeres drin vorkaeme. Dies waere insbesondere bei den sog. Buechern, die schon ketzerisch fast in Tempeln angeboten wuerden. Einer dieser Kultstaetten, das Buchhaus Gonski in Koeln wurde daraufhin sofort geschlossen.

Dezember 1996
Wer nun noch "Bild" kauft, muss mit schmerzhaften Repressialien von umstehenden Passanten rechnen. 90% der Schulbuecher sind bereits eingezogen, der Rest wird gerade nach kritischen Textpassagen ueberarbeitet. Der Reigen der Privatsender haelt sich, wie sonst zu Weihnachten unueblich, extrem bedeckt und zeigt nur noch vom Vatikan abgesegnete Filme oder Andacht-Shows.

Januar 1997
Die eingereichten Konkursantraege fuer Verlage und Sendeanstalten erreichen Guiness-Buch traechtige Zahlen und alle Welt stuerzt sich auf die aufeinmal so saubere Datenautobahn. Der 24. Januar ist ein denkwuerdiger Tag, an dem die Tagesschau zum erstenmal statt im Fernsehen via WWW abrufbar ist.

Februar 1997
Gottschalk laechelt uns nun aus de.talk.bizarre in Form von ANSI-Grafiken entgegen, die Samstag-Nacht-Show laeuft in de.rec.tv.misc und auch sonst geht alles wieder seinen gewohnten Gang. "Der Computermonitor hat eh ne bessere Aufloesung" schallt es aus Papa Bergers guter Wohnstube, und er freut sich insgeheim, dass CDROMs doch viel besser zu verstecken seien, wie diese feisten Videokassetten! Sauberes Deutschland, welcome back...

Maerz 1997
Das Internet vertraegt die neuen Datenmassen nicht und bricht am 4.3.97 entgueltig zusammen. Verstaerkt wird dieses Fiasko durch das zeitgleiche Eintreffen der Telefonrechnungen in bundesdeutsche Haushalte. Die Citybank hat einen Umsatzrekord in Dispokreditantragsformularen und erhaelt vom BauerDruck die goldene Nadel am Pappstreifen. Die Telekom pfeift auf die Boerse und beschliesst als Steuertrick mit den Maerz-Zinsen AT&T zu kaufen. Millionen verunsicherter Bundesbuerger entdecken so ruehrende Tasachen, als das sie eine Ehefrau haben, man mit den Kindern auch Brettspiele spielen kann und aehnliche neue Belanglosigkeiten.

April 1997
Neue Privatsender, Verlage und Provider schiessen wieder aus dem Boden, in der Hoffnung Millionen entzugsgeschaedigter Kunden erneut zu erschliessen. Kritiker befuerchten eine Wiederholung des Szenarios, Zyniker freuen sich bereits darauf und Politiker vermerken "Es hat zu keinem Zeitpunkt Gefahr fuer die Bevoel..... NO CARRIER
 
 
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